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Rückblick auf zwei Jahre Projekt-Arbeit
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Räte
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Eine Bilanz der Arbeit des Projektkreises "Revolution und Räterepublik in München 1918/19" hätte wenig Sinn, wenn nur die Veranstaltungen aufgezählt würden, die innerhalb eines Jahres stattfanden. Das Projekt hat nicht nur Geschichtsarbeit zur Revolutionszeit 1918/19 geleistet. Es hat nun selbst eine Geschichte, die von Erfolgserlebnissen und Frustration handelt, vom schwierigen Dialog mit Behörden, dem Kampf um Öffentlichkeit, der Suche nach Spendern und verläßlichen Mitarbeitern.
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Die Projekt-Gruppe

Die Idee, sich mit diesem Geschichtskapitel intensiver zu beschäftigen, enstand auf einem Seminar der Alternativen Liste München im Januar 1987; im Mai 1987 fand dann zum ersten Mal ein Kreis von Leuten zusammen. Die Projekt-Gruppe enstand als freier Zusammenschluß von Leuten, die zwar zumeist in irgendwelchen Gruppierungen mitarbeiteten, bei unseren Treffen aber in der Regel nicht als deren Vertreter sprachen, sondern ihr eigenes Interesse am Thema zum Ausdruck brachten. Außenstehende, die wissen wollten, wer denn nun "hinter" dem Projekt steht, taten sich z.T. schwer mit dieser offenen Struktur. Im ersten Jahr suchten wir vor allem, das Gebiet zu erkunden (Personen, politische Ereignisse, Ideen, Kunst und Kultur); manchmal durch Vorträge von "Wissensträgern", meist aber im lockeren Informationsaustausch untereinander. Wir sammelten Literatur und forschten in Archiven. Von Anfang an wollten wir "Geschichtsarbeit von unten" d.h. außerhalb der etablierten Institutionen leisten. Es war uns wichtig, die ganze Spanne von Ideen, Ereignissen und Personen (Eisner stand am Anfang, Landauer am Ende der Reihe) darzustellen. Der gesamte Bereich sollte ohne Rücksicht auf politische Empfindlichkeiten und institutionelle Zwänge bearbeitet werden können; wir überließen es anderen, sich einige genehme "Rosinen" aus dem Kuchen zu picken. Es wunderte uns auch nicht, daß das Kulturreferat z.B. nicht bereit war, ein Seminar zur Geschichte des Anarchismus (wichtig für das Verständnis Landauers und Mühsams) zu fördern. Wir waren auf öffentliche Gelder angewiesen, wollten aber nicht, daß solche verpönten Themen unter den Tisch fallen. Das Ergebnis war punktuelle Zusammenarbeit mit verschiedenen Institutionen und eine Mischfinanzierung. Zunächst sollte durch eine feste Stelle beim Trägerverein WETZSTEIN e.V. eine Arbeitsbasis für das Projekt geschaffen werden. Nach langem Hin und Her weigerte sich das Arbeitsamt schließlich, eine ABM-Kraft für die Koordination, Öffentlichkeitsarbeit und wissenschaftliche Betreuung zu finanzieren. Ein Projekt diese Umfangs kann aber ohne feste Stelle nicht befriedigend koordiniert werden. Dementsprechend hatte jeder neben der Vorbereitung seines Beitrags Koordinationsarbeit für das Gesamtprojekt zu leisten; auf den Treffen lastete ein hoher Organisationsdruck. Einige Aufgaben, wie die Presse-Arbeit, konnten nicht zufriedenstellend erledigt werden. Im Oktober 1987 trat der Projektkreis mit einer Veranstaltung im DGB-Haus zum ersten Mal an die Öffentlichkeit; ab Mitte 1988 fanden dann in kürzeren Abständen Veranstaltungen statt. Zum Teil waren das Gemeinschaftsprodukte, zum Teil Einzelinitiativen. In diesem Fall bot der Projektkreis finanzielle, fachliche und organisatorische Unterstützung; außerdem die Möglichkeit, das Unternehmen mit anderen zu diskutieren. Im Plenum trafen sich durchschnittlich alle drei Wochen circa 30 Leute; im Verteiler waren am Ende mehr als 250 Adressen. Die Aufgaben des Plenums bestanden in
  • Kontakt/Informationsaustausch
  • Organisation von Veranstaltungen
  • Geldbeschaffung
  • Öffentlichkeitsarbeit
  • Diskussion inhaltlicher Fragen
Außerdem bildeten sich spezielle Arbeitsgruppen zu den Themen: Frauen in der Rätezeit, zur politischen Bedeutung der Revolution 1918/19 und zu den Bereichen: Öffentlichkeitsarbeit und Demo-Vorbereitung. Ein "harter Kern" von gut 10 Leuten hat die Arbeit über den gesamten Zeitraum von zwei Jahren mitgetragen. Wie überall erwies sich die Bereitschaft, sich für das Projekt insgesamt einzusetzen, als begrenzt. Wer nur an den geschichtlichen Fragen interessiert war, kam im Plenum ohnehin nicht auf seine Kosten, denn ab November 1988 fand die inhaltliche Auseinandersetzung größtenteils auf den Veranstaltungen statt. Zu diesem Zeitpunkt, als endlich die Finanzierung abgesichert war, fehlten zum Teil Leute für die konkrete Vorbereitung der Veranstaltungen. Dennoch bestand eine hohe Bereitschaft, Zeit und nicht selten auch Geld für die historische Aufarbeitung der Revolution 1918/19 zu investieren. Das Projekt ruhte bei der Mitarbeit wie bei der Finanzierung auf vielen Schultern und in kritischen Phasen waren oft selbst kleine Beiträge und Anstrengungen ausschlaggebend für den Erfolg. Insgesamt gesehen hat die Gruppe bewiesen, daß mit einem solchen freien Zusammenschluß kompetente und kontinuierliche Bildungsarbeit zu leisten ist (was man im Kulturreferat zunächst bezweifelt hatte).

Finanzierung

Schon im Herbst 1987 hatten wir uns an das Kulturreferat mit einem Bündel von Anträgen gewandt; nach mehrmonatigem Schweigen erhielten wir dann eine Absage. In einer mühsamen Prozedur versuchten wir daraufhin, die Vergabekriterien herauszufinden, formulierten die Anträge neu und schauten uns nach prominenten Fürsprechern um. Im August 1988, nach dem Wechsel an der Spitze des Kulturreferates, fanden wir dann endlich Gehör. Der neue Kulturreferent machte uns feste Zusagen und setzte sich dabei auch gegen Vorbehalte im Mittelbau seines Amtes durch. Aus seinem Munde vernahmen wir erstmals, daß historische Stadtteilarbeit zu den "expandierenden Branchen der Kulturpolitik" zählt und hörten staunend allerlei hochfliegende Ideen zur angemessenen Ausgestaltung des Revolutions-Jubiläums. Leider könnten diese erst zum 75-jährigen realisiert werden und aus dem laufenden Haushalt sei nur eine bescheidene Summe für uns herauszupressen. Der große Rest müsse als "unvorhergesehene Ausgaben" direkt beim Stadtrat beantragt werden. Von diesem Weg nahm das Kulturreferat später Abstand; im Endeffekt erhielten wir für 1988/89 mit ca. 25000 DM ein Sechstel der ursprünglich beantragten Summe. Zum Vergleich: mit der Revolutions-Oper "Marat" werden 250000 DM für ein dreistündiges Spektakel ausgegeben. Einige Pläne mußten also begraben werden. Andere scheiterten an dem Unwillen oder der Unfähigkeit der Leute, ein Vorhaben konsequent weiterzuentwickeln und in Antragsform zu präsentieren. Zum Teil fanden sich andere Träger; so wurde die Geschichtswerkstatt schließlich vom DGB- Bildungswerk finanziert. Am Ende waren wir um die Erfahrung reicher, daß beim "Marsch durch die Institutionen" ein großer Teil der Kraft gebunden wird, der sonst für Kreatives zur Verfügung stünde. Gerade in der Vorlaufphase ohne konkrete Finanzzusagen des Kulturreferates waren andere Quellen wichtig. Vom NETZWERK erhielten wir 1300 DM Zuschuß und 3000 DM Kredit. Auch private Spenden in der Gesamthöhe von etwa 2000 DM ermunterten uns zum Weitermachen. So konnten wenigstens die laufenden Bürokosten gedeckt werden. Außerdem durften wir die Büro-Infrastruktur der GRÜNEN-Stadtratsfraktion mitbenutzen. Die Landtags-GRÜNEN gaben uns 2000 DM Zuschuß. Die ULENSPIEGEL-Druckerei übernahm dankenswerterweise den Druck unserer Plakate zum Selbstkostenpreis. Auch andere Unterstützungsleistungen, wie etwa die Hilfe der BOA-Videokooperative bei die Produktion des Video-Films waren enorm wichtig. Wir versuchten auch, Privatunternehmen wie zum Beispiel die Münchner Brauereien als Sponsoren zu gewinnen, gingen dabei jedoch leer aus. Schließlich gab uns ein Zuschuß des ÖKOFOND in Höhe von 8800 DM einen gewissen Spielraum in dem bisher viel zu eng gesteckten Finanzrahmen. Erst mit diesem Geld war neben der Finanzierung weiterer Projekte auch der Druck eines allgemeinen Hinweisplakates und einer abschließenden Dokumentation sichergstellt. Diese unbürokratische Bewilligung unterschied sich wohltuend vom Modus des Kulturreferates. Während hier streng projektgebunden nach Abschluß der Veranstaltung und genauer Abrechnung gezahlt wird, gab uns der ÖKOFOND das gesamte Geld als Vorschuß. Als problematisch erwies sich auch die mit dem Kulturreferat getroffene Vereinbarung, regelmäßig 5 Mark Eintritt zu kassieren. Das schien vielen Leuten für ein politische Veranstaltung zu hoch; noch dazu, wenn sie ohnehin vom Kulturreferat gefördert wird. Wir mußten den Leuten also erklären, daß unsere Verträge nur einen Defizitausgleich regeln und das Kulturreferat neben den Ausgaben auch Einnahmen sehen will.

Die Veranstaltungen

Wir wollten über die Ereignisse nicht nur mit Vorträgen, Seminaren, Diskussionen informieren, sondern suchten nach Vermittlungsformen, die eine sinnliche Erfahrung möglich machen. Plakataktionen, Theateraufführungen, Lesungen (mit musikalischer Begleitung), Straßenaktionen, Ton-Dia-Show, Geschichtswerkstatt, Filmabende und Stadtrundgänge sorgten für ein buntes Bild. Insgesamt fanden vom Nov. 1988 bis Mai 1989 ca. 120 Veranstaltungen statt, knapp die Hälfte davon wurde vom Projektkreis getragen und über uns finanziert. Bei Veranstaltungen anderer Träger waren oft Projektkreis- Mitglieder beteiligt oder als Referenten tätig. Der Projektkreis fungierte als Informationszentrale bzw. Vernetzungsstelle und gab Anstöße für Aktionen/Veranstaltungen. Unser Monatsprogramm sollte als Service-Leistung sämtliche Veranstaltungen zum Thema erfassen, was auch weitgehend gelang. Eine terminliche Koordination erwies sich jedoch als schwierig. Die Gründe dafür liegen zum Teil auch in der mangelnden Kooperationsbereitschaft anderer Träger. Insbesondere das April-Programm platzte aus den Nähten und es kam zu Überschneidungen, die den Besuch natürlich nicht gerade förderten. Neben dem Projektkreis (bzw. WETZSTEIN e.V.) führten Veranstaltungen durch: DGB-Bildungswerk, Stadtmuseum, Volkshochschule, Stadtteilzentren/Kulturläden, Theater 44, Freiraum, Buchhandlung Adalbert 14, Cafe Ruffini, Neue Münchner Galerie, GEW, SPD, GRÜNE, DKP, Arbeiterbund, Das andere Bayern, VVN/Bund der Antifaschisten, Freidenker- Verband, Frauenstudien e.V., Marxistische Bildungsgemeinschaft und andere, auch Einzelpersonen. Wir versuchten in der Vorbereitungsphase, prominente Wissenschaftler und Künstler zu gewinnen, hatten jedoch wenig Erfolg. Mit Ausnahme von Klaus Theweleit (die Matinee mit ihm zog 170 Leute an) sagten alle für die Reihe "Geschichte und Eigensinn" angeschriebenen ab. Vielleicht wäre die Entscheidung bei dem einen oder anderen doch anders ausgefallen, wenn die Einladung direkt vom Kulturreferat gekommen wäre. Das gilt auch für die Reihe "Ereignisse der Revolutionszeit". Wegen Arbeitsüberlastung sagten Eberhard Kolb, Reinhard Rürup und Franz Bauer ab, die sich in der Forschung zur Revolutionszeit 1918/19 einen Namen gemacht haben. So bestritten im wesentlichen -mit Ausnahme von Michael Seligmann aus Münster- Münchner Historiker bzw. historisch Gebildete diese Reihe. Der Vortrag von Prof. Bosl, der uns bereits in der Vorbereitungsphase Unterstützung zugesagt hatte, mußte leider aus gesundheitlichen Gründen ausfallen. Der Besuch der Reihen "Persönlichkeiten" und "Ereignisse" schwankte zwischen 10 und 80; im Schnitt waren 30 Leute da. Die Geschichtswerkstatt setzte neben Vorträgen von Mitgliedern auf Quellenforschung und ausführliche Diskussion; ein Verfahren, das sich bewährt hat, wie die kontinuierlich gute Teilnahme zeigt. Unsere Veranstaltungen waren über die Stadt gestreut; manche hatten auch stadtteilspezifischen Charakter. Auf der anderen Seite fehlte ein Zentrum/Anlaufpunkt, wo die Leute zu festen Zeiten Informationen erhalten, Materialien abholen und Bücher bzw. Broschüren kaufen können. Die Seidl- Villa, die wir im Januar und Februar nutzen konnten, war in dieser Hinsicht ein Glücksfall: ein zentral gelegenes, sehr schönes Gebäude, das die Leute anzieht; groß genug, daß neben der Toller-Ausstellung noch andere Veranstaltungen laufen konnten. Das Ergebnis war eine überdurchschnittliche Besucherzahl. Mit den sehr engagierten Leuten vom Seidl-Villa-Verein arbeiteten wir gut zusammen. Hingegen ist es uns nicht gelungen, mit Veranstaltungen ins Stadtmuseum zu gehen, was wir wegen der Reputierlichkeit gern getan hätten. Das Stadtmuseum hätte sich als Veranstaltungsort auch wegen der Ausstellung "Fotografie und Revolution" angeboten. Wenn man rückblickend die ganze Palette von Darstellungsformen betrachtet, so war der künstlerische Bereich wohl zu wenig ausgefüllt. Einige Ideen wie die eines Künstlerwettbewerbs konnten mangels Geld oder Beteiligung nicht verwirklicht werden. Auch die Idee vom "unsichtbaren Theater" auf Plätzen und in Gasthäusern mit historischem Bezug wurde nicht umgesetzt. Dagegen traten einige Male "Volksredner" im Stil der alten Zeit auf; zuletzt Wolfgang Peschel mit Eisner-Reden auf der Mai-Demonstration des DGB. Manchem schien unser Thema "zu speziell" oder "zu historisch". Wir hatten aber den Anspruch, die Historie immer auch in Beziehung zur Gegenwart zu setzen. Ein Anspruch, der zwar nur teilweise erfüllt werden konnte, aber ohnehin verschleiert manche "offensichtliche" Parallele mehr, als sie offenlegt. Die Verbindung zur Gegenwart wurde hergestellt z.B. in den Diskussionen um das Räte-Modell, durch unsere Teilnahme bei der Mai-Demo des DGB und bei der Abschlußveranstaltung am 29.Juni ("Zur Geschichte der Linken 1918/19 und heute").

Öffentlichkeit

Leider ist es uns nicht gelungen, die Reihe hinlänglich bekannt zu machen, um alle Interessierten zu erreichen. Die Monatsplakate hätten zum Beispiel auf den Litfaßsäulen kleben müssen, was am Geld scheiterte. Die Presse beschränkte sich im wesentlichen auf winzige Ankündigungen im Veranstaltungskalender; über unsere Veranstaltungen selbst wurde wenig berichtet. Wenigstens die Vorstellung des Projektes, die beiden Demonstrationen (7.11.88, 21.2.89) und die Toller-Ausstellung schlugen sich in Form von Artikeln nieder. Wenn man überregionale Zeitungen wie die "Nürnberger Zeitung" und die "tageszeitung" (siehe auch "Volkskraant" aus Holland!) betrachtet, haben die in München erscheinenden Blätter relativ wenig über dieses wichtige Kapitel der Stadtgeschichte gebracht. Die "Nürnberger Zeitung" druckte z.B. eine Serie von sechs ausführlichen Artikeln zur Historie. Auch wenn einige Veranstaltungen nicht so gut besucht waren, wie zunächst erhofft: durch das Echo können wir uns insgesamt bestätigt fühlen. Resonanz kam nicht nur von einigen Geschichtsspezialisten. Viele ließen sich von diesem historischen Kapitel anregen und mancher machte sich selbst auf Forschungs-Reise. Das Thema war in der öffentlichen Diskussion. Die Neuauflage der Stadtratsdebatte über ein Kurt-Eisner-Denkmal verlief diesmal ohne die Entgleisungen früherer Jahre. Während die Presse über die Regierungszeit Eisner inzwischen recht objektiv berichtet, wird die anschließende Zeit, insbesondere die Räterepublik vom April oft verzerrt dargestellt. Hier ist der Aufklärungsbedarf noch relativ groß. Auch die SPD entdeckte Eisner für sich und hätte ihn am liebsten gleich als einen der ihren vereinnahmt, ungeachtet der politischen Unterschiede zwischen dem USPD-Mitglied Eisner und den Mehrheitssozialdemokraten damals wie heute.

Ausstrahlung

Eisner stand am Anfang der Veranstaltungsreihe, Landauer am Ende. Es war uns wichtig, für ein vollständiges historisches Bild die ganze Spanne von Personen, Ideen und Ereignissen darzustellen und das ist uns auch gelungen. Als Vermittlungs-Medien entstanden Broschüren, Bücher, ein Video-Film, Ausstellungen, Rundfunkbeiträge. Eine Publikation mit Aufsätzen über die Revolution 1918/19 in Bayern ist in Vorbereitung. Der größte Forschungsbedarf bestand hinsichtlich der Rolle der Frauen in der Rätezeit. Hierzu ist bereits eine Publikation erschienen. Die Aktivitäten in München strahlten auch auf andere bayerische Orte aus, die ebenfalls Veranstaltungen durchführten. Wir standen unter anderem in Kontakt mit Nürnberg, Memmingen, Burglengenfeld, Erlangen, Ingolstadt und Passau; Referenten aus unserem Kreis traten wiederholt außerhalb der Landeshauptstadt auf. Wie ein bundesweites Treffen von Geschichtswerkstätten zeigte, fanden Veranstaltungen zur Revolution 1918/19 im wesentlichen in Bayern statt; ansonsten hat man nur noch von Berlin und Bremen gehört. Wohl in keiner Stadt gab es soviele Aktivitäten wie in München. Die größte überregionale Ausstrahlung hatte dabei zweifellos die Ausstellung "Fotografie und Revolution" im Stadtmuseum. Einige Projektkreis-Mitglieder werden sich auch in Zukunft mit diesem Thema beschäftigen. Wir werden in größeren Abständen Veranstaltungen durchführen und es gibt bereits Überlegungen zum 75-jährigen Jubiläum der Revolution 1918/19. Auch soll der Kontakt zu anderen bayerischen Geschichtsinitiativen ausgebaut werden. Unser Thema stand in Konkurrenz zu anderen historischen Jubiläen wie: Reichspogromnacht, 40 Jahre Grundgesetz und 200 Jahre französische Revolution. Wenn man sieht, mit welcher Emphase das letztgenannte Ereignis hierzulande aufgenommen wurde, gewinnt man den Eindruck, daß die Deutschen, die ja selbst nur "halbe" Revolutionen zustande brachten, nun plötzlich zu begeisterten Anhängern von gewaltsamen, blutigen Gesellschaftsveränderungen werden. Wüßten wir nicht um die Gründe für diese Begeisterung: denn diese Revolution fand in Frankreich statt, liegt schon 200 Jahre zurück, zielte auf bürgerliche Freiheiten ab und läßt sich gut als Kultur-"Spektakel" in Szene setzten. Aber vielleicht sind wir ja in ein paar Jahren, zur 75- jährigen Wiederkehr von 1918/19, so weit, daß diese Revolution gewürdigt wird, trotz -oder gerade wegen- ihres unausgeschöpften Potentials.
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