An das werktätige Volk Baierns! |
Baiern ist Räterepublik! |
Tolle Gerüchte werden von denen in die Welt gesetzt, welche eure Interessen schädigen wollen. In München ist alles ruhig. Kein Schuß ist gefallen. Arbeiter, Bauern, Handwerker, das schaffende Volk hat sich für die Räterepublik erklärt. |
Was ist der Unterschied zwischen den Räten und dem Landtag? |
Die Volksvertreter, welche ehemals von euch in den Landtag gewählt wurden, waren von Parteien und Parteivereinen aufgestellt. Die Partei, welche das meiste Geld hatte, konnte die meiste Reklame machen und gewann den Kampf. So kam es, daß, obwohl das ganze Volk anders dachte oder wenigstens fühlte, wichtige Entscheidungen zugunsten der Riesen- vermögen und Riesengewinne getroffen wurden. Die Nöte der Unbesitzenden wurden jeden Tag größer, das Elend in den Städten vermehrte sich, während die Preise für das Notwendigste und damit die Gewinne der Großkapitalisten ins Unendliche anwuchsen. |
Jetzt aber will das Volk nicht mehr von Männern, welche die Geldherrschaft auf- recht erhalten wollen, regiert werden. |
Die Riesengewinne des Krieges dürfen nicht mehr als eine Last |
Das werktätige Volk will selbst durch seine Räte Ordnung schaffen. Alle Kreise des schaffenden Volkes, Bauern, Arbeiter, Handwerker, Kleinbeamte, wählen aus ihren Kreisen heraus die tüchtigsten Männer als ihre Vertreter in das Landtagsgebäude. So kann nicht mehr vorkommen, daß Männer, für jahrelang hinausgewählt, für das Volk Unheil stiften; denn die Wähler können jederzeit einen solchen Vertreter abberufen. Nur durch die Räte können die Tüchtigen mitarbeiten an der Neugestaltung des Staates zu unser aller Wohl. |
In Fragen der Landwirtschaft werden nur die Bauern mit dem Landwirtschafts- ministerium, in Fragen der Handwerker nur diese selbst mit dem Ministerium für Handel und Industrie entscheiden. Niemand denkt daran, den Besitz der Bauern anzutasten und die Existenz der Handwerker zu gefährden. |
Arbeiter, Handwerker, Beamte und Bauern, alle, die ihr Brot im Schweiße des Angesichts verdienen müssen, haben nur einen eizigen Feind, nämlich diejenigen, welche den Krieg verschuldet und zum Unglück des ganzen Volkes geführt haben, die Großkapita- listen! Erst nach deren Niederkämpfung werden wir uns in einem neuen Gemeinsinn zu- sammenfinden. |
Dann sind wir erst frei! |
Dann sind wir nicht mehr gezwungen, uns gegenseitig zu bekämpfen in der Hast nach dem Gelde. |
Im Kriege hat uns der eigene und der feindliche Kapitalismus ausgehungert. |
Jetzt wollen es die von den eigenen Kapitalisten verführten Volksbrüder tun! |
Der Landwirt muß an seinem Pflug, der Schmied an seinem Amboß stehen, wenn das ganze Volk nicht darunter zu Schaden kommen soll. |
Alles Mißtrauen ist Mißverstehen! |
Deswegen seid einig in der Räterepublik Baiern! |
Prov. revolutionärer Zentralrat |
I. A.: Ernst Toller |
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