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Wieder gesund werden

Vortrag März 2003
Christine Wagener-Thiele
Filderhalle Leinfelden-Echterdingen
(voll besetzt - über 300 Leute)
Gemeinsam mit Dr. Klaus Gottwald, Neurologe, Stuttgart


Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Mitbetroffene,

heute bin ich von München zu Ihnen gekommen, um Ihnen viele gute Nachrichten über die MS zu bringen.

Es gibt immer wieder Leute, die sagen: „Mensch - die Wagener-Thiele, die ist doch eine Ausnahme! Die hat doch einen leichten Verlauf!“ Ich kann Ihnen versichern: Das ist nicht so.

Als ich 24 war, war ich neu betroffen. Und bereits nach einem Jahr MS, nach dem zweiten Schub, war ich vom Hals abwärts gelähmt. Die Arme waren schwer, die Beine waren lahm, ich konnte oft nur schwer Luft holen. Noch dazu war mir ständig schwindelig und übel. Ich schob mich wackelnd und heulend die Wände entlang. Über ein Jahr lang.

Aber zwei Jahre später ging es mir wieder so gut, dass ich in Hamburg in der Umweltorganisation GREENPEACE gearbeitet habe, mit Thilo Bode und Brigitte Behrens, der heutigen Geschäftsführerin. Wir haben zusammen die Brent Spar-Kampagne und viele andere koordiniert.
Das ist jetzt schon 10 Jahre her. Heute bin ich 41 und habe seit 17 Jahren MS – und ich bin immer noch auf den Beinen! Nicht mehr so lang, aber doch! Das ist schon ein Wunder. Und es ist ein Wunder, das uns allen möglich ist.

Das Spannende an mir ist eben nicht, dass ich eine Ausnahme bin. Im Gegenteil! An mir können Sie etwas sehen, das Hoffnung macht: Sogar ein schwerer MS-Verlauf, wie ich ihn hatte, kann wieder zu einem leichteren Verlauf werden. Meine wichtigsten guten Nachrichten heute Abend lauten:

Die MS kann sich wieder beruhigen.
Das geht nicht nur mir so, sondern vielen Leuten.
Die erfolgreichste MS-Therapie ist eine ganzheitliche.

Mein Vortrag ist in 6 kurze Teile gegliedert. Ich habe uns die 6 wichtigsten Fragen mitgebracht, die mir in den Emails und Briefen immer wieder gestellt werden. Zuerst werden ich auf die Frage antworten, die uns allen im Herzen brennt: Wieder gesund werden – geht das? Danach werden Sie hören, ob es eine wirksame MS-Diät gibt, ob Stress die MS verschlimmen kann und was ich für die Ursache der MS halte. Und ebenfalls häufig gefragt werde ich, wo man einen ganzheitlichen Neurologen findet – und was ich jemandem empfehle, der neu von MS betroffen ist.

Danach haben Sie vielleicht ein neues Bild von der MS, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer. Ich hoffe, das wird Ihnen Mut machen! Und ich hoffe, es Ihnen auch Mut machen, hinterher Ihre Fragen zu stellen! Denn die Hauptpersonen heute Abend sind nicht wir hier vorne. Die Hauptpersonen heute Abend sind Sie! Sie sind nicht für uns gekommen – sondern wir alle sind heute für Sie da.

Also los, fangen wir direkt mit der wichtigsten Frage an.

1) Wieder gesund werden – geht das?
Klare Antwort: Ja, das geht! Nerven können sich wieder erholen, und die MS kann sich wieder beruhigen.

Lassen Sie mich Ihnen erzählen, was Dr. Gottwald mir in einem wichtigen Gespräch sagte, als ich neu betroffen war. Und lassen Sie mich vorher kurz erzählen, wie es mir da gerade ging.
Ich war schon einige Male bei ihm in der Praxis gewesen, aber wir steckten fest. Das Cortison schlug kaum an. Die Arme blieben schwer, die Beine blieben lahm. Jeder andere Arzt hätte mich mit Imurek vollgepumpt. Aber mein Gefühl sagte mir: „Das ist jetzt nicht das Richtige“, und es war unglaublich, aber er respektierte das. In einem der nächsten Gespräche sagte Dr. Gottwald zu mir, sinngemäß:

„Die ersten fünf Jahre sind die entscheidenden der MS. Wenn es Ihnen jetzt gelingt, Ihr Leben zu beruhigen, dann haben Sie eine große Chance, dass auch die MS sich beruhigt und einen leichteren Verlauf nimmt.“

Das sind Worte, die mein ganzes Leben verändert haben. Bis dahin war ich davon überzeugt: Alles, was sich da oben in unserem Schädel abspielt – ob Hirntumor, Schlaganfall oder MS – da kann man nicht viel machen. Und ich als Patientin kann schon eh nichts machen.
Die meisten Neurologen denken das übrigens heute noch.

Das hat dann zur Folge, dass wir Drohungen hören müssen wie z.B. „Seien Sie froh, wenn Sie Ihren Status halten können“ oder gar: „Wollen Sie spritzen oder bald im Rollstuhl sitzen?“ Sie kennen es alle, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer: Man muss sich unglaubliche Dinge anhören. Ich dachte: Diese Krankheit ist unheilbar, besser wird’s eh nicht mehr – und damit Ende.

Ein Neurologe jedoch, der mir Hoffnung machte – das war mir neu. Der mir gleichzeitig sozusagen „den Ball ins eigene Feld schlug“. Der mir sagte: „Die MS kann sich wieder beruhigen, aber diese Chance hast du nur dann, Mädchen, wenn du auch dein Leben beruhigst“. Auch das war mir neu! Dieses Gespräch wurde für mich die Rettung. Ich krempelte meine Ärmel hoch. Ich beschloss, wieder gesund zu werden.

Seitdem hat sich mein Bild von der MS total gewandelt. Heute weiß ich: Unser ganzer Körper ist eine Einheit – auch mit Gehirn und Rückenmark. Ein gebrochenes Bein kann sich wieder erholen – samt Knochen und Nerven und Haut. Und auch meine Nervenzellen in Gehirn und Rückenmark können sich wieder erholen.
Und heute weiß ich auch: Damit es mir besser geht, wenn ich neu betroffen bin, ist es wichtig, dass ich aktiv mitwirke. Es ist nicht genug, vorm Doktor zu sitzen und darauf zu hoffen, dass er das Wunder vom Himmel zaubert. Die entscheidende Arbeit muss ich selber tun – das ist wohl das allerwichtigste beim Wieder-Gesund-Werden.

„Wieder-Gesund-Werden“ – diese schöne Formulierung ist nicht von mir. Sie stammt von DR. CARL SIMONTON. Er ist ein weltbekannter Krebsfacharzt in den USA, und einer der ersten, die begannen, diese schwere Krankheit ganzheitlich zu behandeln – mit großem Erfolg. Bei ihm fand ich die folgenden Sätze:

„In ihrem Versuch, gesund zu werden, konzentrieren sich die Menschen meistens auf die Krankheit. So können sie nicht gesund werden. Man muss sich auf das Leben und die Lebensweise konzentrieren (...) Heilung, das heißt, mehr von dem zu tun, was uns Freude macht.“

Das finde ich ganz wunderbar. Und es passt genau zu dem, was Dr. Gottwald mir gesagt hat. Die MS beruhigen, mein Leben beruhigen, mehr von dem tun, was mir Freude macht – das gehört alles zusammen. Richtung Lebensfreude

Ich beschloss, meinen Blick um 180 Grad zu drehen: von dem ewigen Thema Krankheit weg, hin auf auf das neue Thema Lebensfreude. Es wurde mein neuer Kompass. Und das hat sich seitdem nicht mehr geändert. Hier also meine Antwort auf die erste Frage: „Wieder gesund werden bei MS – geht das?“ Ja, das geht – noch nicht ganz, aber schon viel mehr, als wir heute denken.

2) Gibt es eine wirksame MS-Diät?
Meine Antwort: Ja, die gibt es! Ich fand eine Ernährung, die mir so gut tat, dass meine Behinderungen zurückgingen und ich wieder auf die Beine kam.

Das war der erste Punkt, wo ich nach der Diagnose mein Leben in Ordnung brachte. Denn als Studentin hatte ich mich nur von dem ernährt, was gerade schnell erreichbar war: Mensa & Miracoli. Nun las ich bei DR. JOSEPH EVERS: Gehirn und Nerven funktionieren am besten, wenn wir eine naturbelassene frische Kost essen. Und dieses wurden meine Lieblingsworte von ihm:

„Steck einen rohen Apfel in die Erde, und es wächst ein kräftiger Baum empor. Dann versuch das gleiche mit Apfelmus.“

Das wollte ich auch: ein junger kräftiger Baum werden.

Ich habe als Neubetroffene zwei Jahre lang eine vegetarische Rohkost-Diät gemacht. Ich habe einfach von heute auf morgen nur frisches Obst, Salate und Gemüse gegessen. Finito – sonst nichts! Dazu etwas Joghurt und Olivenöl, mittags Quark und abends etwas Reis, Nudeln oder Brot. Kein Fleisch, kaum tierische Fette, kaum Gekochtes, kein Kaffee, kein Alkohol, keine Zigaretten. Erst nach zwei Jahren habe ich auch gelegentlich etwas Fisch und Hähnchen gegessen. Und so ähnlich ist es eigentlich bis heute.

Alle haben mich damals ausgelacht, und mein Mann hat das auch nicht mitgemacht. Er beguckte das sehr misstrauisch, wie die Pfannen und Töpfe in den Keller wanderten und statt dessen eine Küchenmaschine angeschafft wurde. Wahrscheinlich dachte er sich: „Es ist ja schon schlimm, dass die Frau MS hat. Aber dass es jetzt nur noch Kaninchenfutter gibt, ist ja noch schlimmer...!?“

Aber ganz ehrlich: Schon nach einem halben Jahr ging es so mir viel besser, dass niemand mehr gelacht hat. Ich wurde immer kräftiger, immer vitaler. Und meine Behinderungen gingen ständig zurück. Je gesünder ich wurde, desto schwächer wurde meine MS. Meine „Laufzeit“ erhöhte sich in diesen zwei Jahren Rohkostdiät von etwa 2 Minuten auf 2 Stunden. Die Skala der Behinderungen, die man manchmal in MS-Büchern findet, kletterte ich als Neubetroffene nicht runter, sondern rückwärts wieder hoch. Ich bin davon überzeugt: Wer MS hat – und nicht von Beginn an eine Diät hält, die die Entzündungen hemmt und die Selbstheilungskraft stärkt, – der verzichtet auf 50 % seiner Heilungschancen. Mindestens!
Das ist inzwischen wissenschaftlich erwiesen. Zum Beispiel: Professor Olaf Adam von der LMU in München hat nachgewiesen, dass eine fettarme, vegetarische Ernährung bei MS die Entzündungswerte im Körper deutlich senkt.

Meine Behinderungen verschwanden fast völlig. Ich habe in all den Jahren danach nie wieder ein neues MS-Symptom bekommen. Es haben sich auch nie wieder neue Entzündungsherde im Kernspin gezeigt. Dort sind immer nur die alten Stellen zu sehen. Die MS ist immer noch da, und meine Beine machen mir auch manchmal zu schaffen (vor allem, wenn ich aufgeregt bin, wie heute Abend) - aber die MS hat sich eindeutig beruhigt. Mehr als beruhigt!!!

Für die beste MS-Diät halte ich übrigens heute die Einstiegsform der Eversdiät. Mein Kaninchenfutter von damals war da schon ziemlich dicht dran. Sie ist umso erfolgreicher, je früher man damit beginnt. Und man muss sie dann all die Jahre, wenn die MS noch aktiv ist, durchhalten.

Also lautet meine Antwort auf die Frage:“Gib es eine MS-Diät?“ – Ja, die gibt es. Es ist eine entzündungshemmende, vitaminreiche Frischkost, mit der man möglichst früh nach der Diagnose beginnen muss.

Reicht also die Ernährung aus, um wieder gesund zu werden?

3) Kann Stress die MS verschlimmern?
Wieder eine klare Antwort: Ja, das kann er. Er tut es auch.

Meine MS brach in einer Zeit mit besonders viel Aufregung aus: Mitten im Staatsexamen. Und auch alle späteren Schübe hingen immer mit besonderen Belastungen zusammen: Umzüge in neue Städte, Wechsel zu neuen Jobs.

Das hat nichts mit einer „MS-Persönlichkeit“ zu tun. Es hat damit zu tun, dass es in unserer Gesellschaft schon fast als Sünde gilt, wenn ein erwachsener Mensch sich mal ausruht.
Ich habe viele Freunde, die mitten im Berufsleben stehen und Kinder haben. Alle sagen: Einen Schritt kürzer treten? Unmöglich! Weniger arbeiten, mehr Schönes unternehmen? Später vielleicht. Ständig erschöpft sein und ständig überarbeitet sein – seien wir ehrlich! – das gilt heute als normal.

Ich halte es für einen großen Fehler, wenn uns bei der Diagnose gesagt wird: „Leben Sie weiter wie bisher.“ Denn was heißt das schon: „wie bisher“? Meistens doch: Weiter im alten Stress.
Genau das Gegenteil ist richtig. Wer die Diagnose MS bekommt, ist schwer krank. Er hat eine akute Entzündung im Gehirn oder im Rückenmark, wahrscheinlich sogar mehrere. Die Chancen auf Heilung steigen beträchtlich, wenn wir uns Ruhe gönnen. Mit einem Schlaganfall spaziert man ja auch nicht in der Landschaft herum!

Hätte ich mir damals sofort nach der Diagnose eine längere Auszeit gegönnt – vielleicht wäre der zweite schlimme Schub, der schon 6 Monate später so stark lähmte, nie gekommen. Wer weiß? Jedenfalls: Fast alle Leute mit MS, denen es gut geht, haben es gelernt, sich zu zu orientieren und ihr Leben einen Gang zurückzuschalten.

Als Dr. Gottwald gesagt hatte: „Beruhigen Sie Ihr Leben“, gönnte ich mir drei Monate eine sehr gute psychotherapeutische Beratung. Ich dachte: Die Frauen mit Brustkrebs machen auch so was – das wird mir bestimmt gut tun. Solche Gespräche kann ich heute jedem empfehlen, der die Diagnose einer schweren Krankheit bekommen hat. Mir hat das geholfen, eine wohltuendere Lebensweise zu entwickeln. Die Gespräche haben mein Wieder-Gesund-Werden sehr unterstützt.

Aber nicht nur die Zeit direkt nach der Diagnose ist wichtig. Ich empfinde es als ganz unglücklich, dass heute manche Neurologen ihren Patienten immer stärkere Medikamente aufgedrücken – besonders dann, wenn sie das Gefühl haben, die Therapie tritt auf der Stelle.
Sind Sie schon mal mit dem Auto losgefahren, und die Handbremse war noch angezogen? So ähnlich kommt mir die reine Schulmedizin oft vor: Sie guckt nicht links und rechts, aber sie tritt ständig aufs Gas. Dabei wäre es doch so einfach: Man guckt einfach nach, ob das Auto irgendwo fest hängt. Und solange das so ist, kommt man auch nicht vorwärts.

Das ist der große Vorteil einer ganzheitlichen MS-Therapie: Sie hat mehrere Wege, die zusammen wirken. Sie weiß, dass wir alle noch mehr sind als unsere MS, nämlich: eine Einheit aus Körper, Seele und Geist. Gesundheit hat nicht nur eine körperliche Dimension, sie hat auch eine seelische und geistige Dimension.

Für mein Wieder-Gesund-Werden waren 3 Dinge wichtig:
-zu jeder Zeit eine gute neurologische Betreuung
- in den ersten Jahren eine gute entzündungshemmende Ernährung
- und eine neue wohltuende Lebensweise.
Alles muss zusammenkommen.

Ich bin damals nur meinem eigenen Gefühl gefolgt. Es war wirklich Zufall - später sah ich: DR. CARL SIMONTON bietet seinen Patienten im SIMONTON CANCER CENTER genau das gleiche an. Und auch er sagt: Das ist die erfolgreichste Therapie, die wir haben.

Um meine Antwort auf diese Frage zusammenzufassen: Ja, Stress verschlimmert die MS. Aber wenn wir lernen, besser auf unseren Körper zu hören und wohltuendere Lebensweisen zu entwickeln - dann werden wir uns gut fühlen.

Was heißt das aber nun? Ist MS eine seelische Krankheit?

:4) „Was halten Sie für die Ursache der MS?“
Eine schwierige Frage, zugegeben. Ich will zunächst sagen, was ich nicht für die Ursache der MS halte.

Ernährung ist wichtig zum Wieder-Gesund-Werden – aber die MS ist wohl keine reine Ernährungskrankheit. Auch die Seele ist wichtig zum Wieder-Gesund-Werden – aber ich halte die MS ebenfalls nicht für eine rein seelische Krankheit.

Ich weiß, dass viele Menschen mit MS für eine psychosomatische Krankheit halten. Der Ausdruck von der „Auto-Aggressionskrankheit“ weckt viele Fantasien, übrigens nicht nur bei Betroffenen, sondern auch in der esoterischen Medizin. Dort heißt es: Menschen mit MS sind rigide und stur und hart gegen sich selbst – also wird auch ihr Körper rigide und stur und hart. Das wäre ja wunderbar, wenn alles so einfach wäre.

Ich selber empfinde solche Reden eher als kontraproduktiv. Wenn man ein körperliches Symptom – egal, was es ist – vorschnell auf die Psyche schiebt, sucht man nicht mehr nach den Krankheitsursachen. Es ist eben nicht „alles psychisch“. Ich bin froh, dass wir heute mit der MS nicht mehr zu „Nervenärzten“ gehen müssen. Einen davon habe ich noch kennengelernt, und ehrlich: Mit der MS kannte ich mich besser aus als er. Ich bin froh, dass wir heute so top ausgebildete Neurologen haben.

Ich persönlich denke, dass die MS eine Zivilisationskrankheit ist. Der alte Dr. Evers sagte es schon vor 50 Jahren, und ich denke, er hatte Recht damit: „Die MS ist eine degenerative Zivilisationskrankheit.“

Evers sagte vor 50 Jahren schon voraus: Wenn ihr so weiterlebt und euch weiter so ernährt wie heute, dann werden die chronischen Krankheiten in den Industriestaaten explosionsartig zunehmen. Und wir alle wissen: Heute ist es soweit. Diabetes, Allergien, Rheuma, Schlaganfälle – das nimmt alles sprunghaft zu, auch bei immer jüngeren Leuten.

Ich gehöre zu den Leuten, die sich das weltweite Auftreten der MS ansehen und sich fragen: Warum gerade hier?

Ich habe Ihnen heute Abend die allerneuesten weltweiten MS-Zahlen mitgebracht. Die MSIF in London, die Multiple Sclerosis International Federation, hat sie Ende Januar ins Internet gestellt. MS gibt es heute in 42 Ländern der Erde, auch in Regionen, von denen wir früher dachten, dass sie kaum betroffen sind: Island, Malta, Griechenland, Mexiko, Nordafrika, Indien, sogar im Iran.

Aber mit riesigem Abstand am meisten betroffen sind die USA und Westeuropa. Von hochgerechnet 2 Millionen MS-Fällen weltweit haben wir etwa 350.000 in den USA und 122.000 in Deutschland.

Das ist doch auffällig, oder? Die MS gibt es zwar heute fast überall, aber vor allem ist sie ein Problem der USA und Westeuropa. In den Industrienationen Asiens, wie z.B. Japan, gibt es sie zum heutigen Zeitpunkt fast gar nicht.

In meinen bösen Momenten nenne ich die MS die „McDonalds-Krankheit“. Damit meine ich: Überall dort, wo viel Fleisch gegessen wird – und überall dort, wo der westliche Lebensstil herrscht -, da gibt es auch besonders viel MS. Deshalb denke ich, dass bei der MS möglicherweise unsere westliche Lebens- und Ernährungsweise eine Rolle spielt: wahrscheinlich sogar durch Bakterien oder einen Virus, durch eine fleischreiche Ernährung, eine stressige Lebensweise, starken Zigarettenkonsum, und bei Frauen als zusätzliches Risiko die fast lebenslange Einnahme von künstlichen Hormonen.

Wo aber nun kann man sich nun behandeln lassen?

5) Wo finde ich einen ganzheitlich orientierten Neurologen?
Leider keine so tolle Antwort: Ich vermute, in ganz Deutschland gibt es vielleicht 20.
Ich wohne in München, dem Ort mit der größten Ärztedichte in Deutschland, und ich habe hier keinen ganzheitlichen Neurologen gefunden!

Wir alle wissen, dass sich bei der MS die Einheitsmedizin breit gemacht hat. Vor einigen Jahren haben führende Neurologen in Deutschland eine Empfehlung abgegeben, dass die MS mit einem „immun-modulatorischem Stufenplan“ zu behandeln ist. Dieser Stufentherapie begegnet man heute überall. Fast alle Neurologen halten sich daran.

Normalerweise empfinde ich es als Forschritt, wenn in der Medizin Behandlungsstandards eingeführt werden – wie z.B. gerade bei Diabetes oder Brustkrebs. Für die Patienten bedeutet das, dass wir hier in Deutschland auf einem sehr hohen Niveau behandelt werden.

Trotzdem hat jede Einheitstherapie aus meiner Sicht auch Nachteile. Der wichtigste ist für mich persönlich der, dass die Ganzheitsmedizin heute immer öfter hinten runter fällt. Wir haben eben gesehen, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, dass eine ganzheitliche Behandlung der MS wirklich große Erfolge hat. Es kann nicht angehen, dass die Patienten mit ihrer Krankheit alleine gelassen werden – aber doch ist es so. Was also tun?

Mein erster Tipp an meine Mitbetroffenen lautet: Wenn Sie schon bei fast jedem Neurologen das Gleiche bekommen – suchen Sie sich halt einen freundlichen! Ich finde es wichtig, dass er Ihnen keine Angst macht und Sie gut informiert. Ich weiß, da fallen 99 % der Ärzte schon durchs Raster. Macht nichts. Der eine, der überbleibt, der ist es dann. Wichtig finde ich auch, dass ein Arzt zumindest tolerant ist gegenüber ganzheitlichen Methoden. Heute bin ich in München bei einem jungen, tüchtigen Neurologen, der offen ist für ganzheitliche Wege – auch, wenn er sie bei MS nicht einsetzt. Es ist DR. MARTIN MÜHLBAUER und er hat mir einen guten Satz gesagt, den ich hier gerne weitergeben möchte:

„Ernährung? Homöopathie? Ganz ehrlich: Daran glauben wir Neurologen alle nicht. Aber wenn Sie machen, was Sie können – dann mache ich, was ich kann. Ich rate Ihnen: Tun’s das eine, aber lassen’s das andere nicht.“

Mein zweiter Tipp für Neubetroffene lautet: Holen Sie sich immer ein Zweitgutachten, wenn es um eine Dauertherapie geht. Bei anderen Krankheiten wie z.B. bei Krebs, ist das längst üblich. Es wird Zeit, dass wir das auch so machen. Also fahren Sie zu mehreren Neurologen und lassen Sie sich beraten. Viele Leute mit MS haben mir geschrieben, dass sie durch ein Zweitgutachten dazugelernt haben und viel sicherer geworden sind.

6) „Ich bin neu betroffen – was soll ich tun?“
Das ist die Frage, die mir in fast jeder E-Mail gestellt wird. Also: Fassen wir alles noch mal alles zusammen.

Mein wichtigster Tipp ist: Setzen Sie auf eine ganzheitliche MS-Therapie. Das ist die erfolgreichste Therapie bei MS, und sie besteht aus 3 Bausteinen:
- einer guten schulmedizinischen Betreuung
- einer vitaminreichen Diät - so früh wie möglich und so lange, bis die MS keine neuen Symptome mehr zeigt.
- einer Änderung Ihres Lebensstils, damit damit Sie ruhiger werden und auch Ihre MS die Chance bekommt, sich zu beruhigen.

Der Körper ist eine Einheit aus Körper, Seele und Geist.
Wenn Sie das alles machen, wird es Ihnen Monat für Monat besser gehen.

Wir nähern uns dem Ende. Lassen Sie uns den Bogen zum Anfang wieder schließen.
Wir hatten damit begonnen, dass ich Ihnen erzählt habe: Ich bin keine Ausnahme. Auch viele andere Leute halten sich schon seit Jahren an eine ganzheitliche MS-Therapie, und den meisten geht es sogar noch besser als mir.

Ich möchte Ihnen eine wichtige Frage mit nach Hause geben:

Was möchten Sie eigentlich machen, wenn Sie wieder gesund sind?

Es gibt etwas, das noch wichtiger ist als jede Therapie: Und das Ihr persönlicher Traum von einer guten Zukunft. Und diese Zukunft - beginnt heute!

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

 

In ihrem Versuch, gesund zu werden, konzentrieren sich die Menschen meistens auf die Krankheit. So können sie nicht gesund werden.

Man muss sich auf das Leben und die Lebensweise konzentrieren. Heilung, das heißt, mehr von dem zu tun, was uns Freude macht.

Carl Simonton, in: Getting well again (Wieder gesund werden)